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Montag, 7. November 2011

Antwort zu „Barrierefreier Alltag?“

In meinem letzten Blogeintrag habe ich versucht, euch in das Leben eines gehörlosen Menschen hineinzuversetzen. Wie ist es, wenn man einige Barrieren im Alltag hat und wie man es einfacher machen kann. Ich zeige euch heute, wie man den Alltag erleichtern kann.

Der normale Wecker hilft bei tauben Menschen leider nichts, da sie ihn nicht hören können. Mit Hörgeräte zu schlafen ist sehr unangenehm. Es gibt spezielle Wecker für taube Menschen: Lichtwecker oder Vibrationswecker. Lichtwecker blitzt zur eingestellten Uhrzeit solang bis der taube Mensch aufwacht. Das gilt auch beim Vibrationswecker, er vibriert.

Leider hat deutsche Bahn  noch nicht alle Bahnhöfe und Züge für taube Menschen barrierefrei gestalten. Wir sind auf die Reaktion der anderen Fahrgäste angewiesen: andere Fahrgäste anzusprechen und um Info bitten, was gerade durchgesagt wurde oder wo der Zug bleibt bzw. wie die Sachlage ist. Uns bleibt auch noch der Weg mit unserer Smartphone Info abzurufen, manchmal sind diese aber nicht aktuell. Sie informierten auch nur, wie viele Minuten der Zug Verspätung hat oder das der Zug entfällt. Wünschenswert wäre, am Bahnhof und im Zug auf Infotafel die Textinformationen zu untertiteln.

Bei Besprechung oder großen Veranstaltung im Arbeitsleben sollte man am besten versuchen, Gebärdensprachdolmetscher zu besorgen. Weil dadurch Missverständnissen vorgebeugt wird und der tauber Teilnehmer die Information zu 100% mitbekommen kann.

Viele denken, dass die tauben Menschen nie im Leben telefonieren können und werden. Es gibt aber seit vor paar Jahre einen Möglichkeit, wie man mit hörenden Menschen telefonisch kommunizieren kann. Es gibt einen Vermittlungsdienst für taube Menschen und dieser erfolgt per Webcam/Bildtelefon und der Dolmetscher übersetzt dann den Inhalt in Lautsprache für  den Hörenden. Es erfolgt auch per Chat bzw. Schriftdolmetscher.

Auf Firmenfeiern oder in der Mittagspause ist es oft schwierig, an Gespräche teilzunehmen, weil viele ‚durcheinander‘ reden und es ist für uns schwer, alle rechtzeitig zu verfolgen und von den Lippen abzulesen. Lösung dafür ist, eine Einzelunterhaltung durchzuführen oder ein Kollege versucht den Inhalt zusammenzufassen. Auch „Flurfunk“ kommt meistens bei taube Menschen nicht oder erst spät an, z.B. dass der Chef heute nicht gut drauf ist. Der taube Mensch geht zum Chef und fragt nach, ob er nächste Woche eine Woche Urlaub nehmen kann. Der Chef ist nicht begeistert und schlecht gelaunt.

Wiederholung: taube Menschen mögen den Begriff „taubstumm“ nicht, mehr darüber könnt ihr in meinem Blogeintrag vom 31. März 2011 „Gehörlosigkeit – was ist das?“ lesen: http://sabe253.blogspot.com/2011/03/gehorlosigkeit-was-ist-das.html

Im Wartezimmer,  wenn die Patienten per Durchsage aufgefordert werden, bekommen taube Menschen nicht mit. Da könnte man zum Beispiel persönlich hingehen und auffordern.

Gesprächspartner, die Vollbart tragen oder Dialekt sprechen, erschweren die Lippen abzulesen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass man kaum mehr als 30 % des Gesagten eindeutig ablesen kann – auch ohne Dialekt und Vollbart.

Ein tauber Mensch kann nach Südafrika reisen? Wie soll das klappen? Taube Menschen können in englischer Sprache per schriftlich kommunizieren oder sie können auch mit Körpersprache mit Ausländer kommunizieren. Für Hörende ist es auch eine Fremdsprache, in einem anderen Land zu reisen, wo niemand englisch beherrscht. Da versuchen sie auch mit Körpersprache mit anderen zu kommunizieren, oder? :-)

Auch wenn deutsche TV versuchen, Untertitel auszubauen. Leider ist es immer noch zu wenig im Vergleich zu andere EU-Länder oder USA. In manche Länder ist es sogar selbstverständlich, neben Politiker zum Beispiel einen Gebärdensprachdolmetscher zur Verfügung zu stellen und dieser wird im TV mitgezeigt. Den Untertitel „Aufgrund einer Liveübertragung konnten die Untertitel leider nicht vorbereitet werden“ erleben taube Menschen leider oft und sind empört, dass da keine gleichberechtigt ist. Dadurch haben viele auch Informationsdefizit. Ich hoffe, die Angebote für Untertitel werden weiterhin ausbauen.

Noch Fragen zu bestimmte Situationen im Alltag oder ähnliches? Schreibt ein Kommentar oder spricht mich per twitter an!


1 Kommentar:

  1. "Noch nicht alle Züge und Bahnhöfe umgestellt" ist gut gesagt. ;-)

    Gut, ich bin sicher nicht auf allen Strecken und in allen Zügen der Bundesrepublik unterwegs, aber mir ist kaum ein Zug untergekommen, wo man das so völlig barrierefrei gehabt hätte.
    Vielleicht gerade noch der Regionalverkehr in Süddeutschland, wo die kommende Haltestelle eingeblendet wird, aber schon bei den S-Bahnen hier hört´s da ja auf.

    Und Fernverkehr?
    Auf meiner letzten Schwarzwaldreise hab ich da mal drauf geachtet, Fehlanzeige.
    In den ICE´s zwischen Duisburg und Amsterdam wurde sowas zwar auf einem Bildschirm eingeblendet, der befand sich aber nur an den Türen, hätte man als Gehörloser also jeweils hinjetten müssen, um was mitzukriegen....

    Bleibt Euch zu wünschen, daß einige Leute für Eure Probleme sensibilisiert werden, so daß zumindest die recht leicht zu erreichenden Besserungen stattfinden....

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